Im Dezember 2019 hatte die europäische Kommission den europäischen Green Deal beschlossen. Dabei wurde das Ziel, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen in geltendes EU-Recht umgesetzt. Dieses ambitionierte Ziel sieht unter anderem vor, dass die Mitgliedsstaaten ihre Energiepolitik überarbeiten und weiterhin konstant erneuerbare Energien ausbauen müssen.
So sollen in Deutschland bis 2050 mindestens 80 Prozent der Energieerzeugung erneuerbar sein – so die aktuelle Zielmarke des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Im vergangenen Jahr wurde ein erster wichtiger Meilenstein auf dem Weg dahin erreicht: Erstmals wurde in der gesamten europäischen Union mehr Energie durch erneuerbare Quellen erzeugt als aus fossilen Energieträgern. Der Anteil der erneuerbaren Energien lag dabei bei 38 Prozent – der der fossilen Energieerzeuger knapp dahinter bei 37 Prozent.
In der deutschen Bevölkerung gibt es eine hohe Akzeptanz gegenüber der Energiewende. Zu diesem Ergebnis kam 2020 der deutsche Thinktank Agora Energiewende in einer Studie. Und auch der Ausbau der erneuerbaren Energien wird von der deutschen Bevölkerung unterstützt: Eine aktuelle Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energie (AEE) zeigt, dass der Großteil der deutschen Bürger*innen die Chancen von erneuerbaren Energieerzeugern erkennt und deren konstanten Ausbau für wichtig hält.
Auch wenn in der breiten Öffentlichkeit eine hohe Akzeptanz für die Energiewende besteht, so gibt es auch Kritik, Sorgen und Vorbehalte, wenn es um konkrete Maßnahmen geht. Zum Beispiel beim Bau von Windenergieanlagen oder Stromleitungen. So wird oft kritisiert, dass Windkraftanlagen einen Eingriff in die Natur und eine Gefahr für Menschen oder Tierarten darstellen. Beispielhaft steht dafür das Thema Infraschall. Es handelt sich dabei um Schall unterhalb der menschlichen Hörfähigkeit, der auch von Windkraftanlagen ausgeht. Das Thema wurde vor allem durch eine 2005 veröffentlichte Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) befeuert. Doch die BGR hat ihre Erkenntnisse mittlerweile relativiert, die Verunsicherung der Bürger*innen ist allerdings geblieben.
Wir von SmartQuart sind uns dieser Vorbehalte und Verunsicherungen bewusst. Umso mehr sind wir daher davon überzeugt, dass unser Projekt und damit die Energiewende in den Quartieren nur über konsequente Transparenz und intensive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger gelingen kann. Wir wollen Akzeptanz schaffen und die Bürgerinnen und Bürger zu Akteuren des Projekts werden lassen. Es geht darum, ein einheitliches Verständnis von der Energiewende und von den Projekten vor Ort zu schaffen. Gleichzeitig wollen wir natürlich auch die Vorteile und die Wichtigkeit des Projektes darstellen.
Gefordert sind daher konstant fortgesetzte Kommunikationsangebote und direkte Beteiligungsformate zur Einbindung der Bevölkerung. Was auch immer hinter der Skepsis von Bürgerinnen und Bürgern steht, ob schlechte Erfahrungen, Vorurteile oder ökonomische Bedenken. Es lässt sich nur über Vertrauen und intensiven Dialog überwinden. Wer sich auf diesem Weg ernstgenommen und wertgeschätzt erlebt, kann selber umso entschlossener die Energiewende unterstützen und unter anderem zur Akzeptanz regenerativer Bauprojekte in der eigenen Nachbarschaft beitragen.
SmartQuart möchte mit vertrauensbildender Kommunikation dazu beitragen, die Energiewende für die Bürgerinnen und Bürger zu einem positiven Erlebnis zu machen. Vor allem über die Website und Social-Media-Angebote sorgen wir für Projekteinblicke und das nötige Hintergrundwissen. Dabei besteht stets die Möglichkeit, miteinander in den Austausch zu treten. Und sobald dies wieder möglich ist, sollen Präsenzformate, wie Bürgerversammlungen und Workshops auch wieder für „echte“ Begegnungen sorgen.
Für das Gesamtprojekt ist es daher wichtig, immer wieder die Akzeptanz von Teilaspekten zu überprüfen. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten daher zeitnah Zugang zu einer Online-Umfrage auf der SmartQuart-Website unter der Rubrik „Mitmachen“. Hier werden die Nutzenden, die Betreibenden und die Planenden bezüglich ihrer Akzeptanz und Einstellung zum Gesamtprojekt befragt. Das Ergebnis dieser Befragung wird schließlich neben dem über die Social-Media-Kanäle gewonnenen Feedback in den weiteren Projektverlauf mit einfließen.
SmartQuart als „Reallabor der Energiewende“ sucht damit auch in der Kommunikation auf vielfältige Art und Weise die Mitwirkung und das Vertrauen aller beteiligten Gruppen. So dass in der Verwirklichung der intelligenten Quartiere auf eine breite und tragfähige Unterstützung gebaut werden kann. Das große Ziel der Energiewende kann zwar über verschiedene Wege erreicht werden – doch ohne die Bürgerinnen und Bürger geht es nicht. Und auch SmartQuart geht nur zusammen.